Nippon rulez - Hokkaido Powder dream
  
Henny / 17. Jul 2016 Freeride , Japan , Skitouren , Reisebericht

Mit zahlreichen „J Pow“ Clips im Kopf und wissend um die Geschichte Hokkaidos als Powder Mekka, sind wir - Claudia und ich - nach Japan aufgebrochen. 
Über München bzw. Salzburg gings nach Frankfurt und von dort über Tokio / Haneda weiter nach Sapporo. (Flüge und super Service gibt’s übrigens bei @gabi danler, silvertip tours) . Flugzeit Fankfurt-Tokio ca. 11h, dann weitere 1,5h nach Sapporo.

Von Sapporro sind es dann nochmals ca. 2h mit dem Kleinbus nach Niseko, wo wir die Woche über im Hotel „Niseko Weiss“ waren….ein recht einfaches aber nettes Hotel im „japanese style“ , sprich, nicht auf Europäer oder Australier ausgerichtet. So sprach der Herr an der Rezeption daher auch nur ein paar Brocken Englisch und entsprechend gabs auch typischerweise zum Frühstück kalten Fisch, Reis, Misosuppe, Salate…und hundsmiserablen Kaffee. Aber:man kann sich an alles gewöhnen.  

Niseko und Rusutsu zählen zu den schneereichsten Gebieten der Welt. Der berühmte Sushi Powder entsteht durch die Vermischung der feuchten Luftmassen vom Meer und der extrem kalten sibirischen Luft. Dass der Schnee einfach feiner ist als bei uns, sieht man an den Monster Sprays , die man dort so hinter sich herzieht ;-) Wir hatten in Summe 7 Skitage und waren 4 Tage in Niseko im Gebiet unterwegs, einen Tag in Kiroro , einen Tag in Rusutsu sowie einen reinen Skitourentag auf den Vulkanberg Yotei, dem kleineren Abbild vom Mount Fuji :-)

Von den Freeridemöglichkeiten hat uns Niseko (Mount Annapuri) und Rusutsu (Mount Isola & East Mountain) am besten gefallen. Steile und gemässigte Runs, über freie Hänge sowie durch lichte und auch mal weniger lichte Birkenhänge („watch your head“) wechseln sich ab. Es gibt die klassischen „Bowls“ und x-Varianten in Gullys, die dann irgendwo alle wieder zusammentreffen. Generell sind die Skigebiete in Japan „eingezäunt“ ….und alles ausserhalb der Absperrung ist „out of boundary“. Wenn die Gates geöffnet sind, ist es „sicher“ und man kann / darf abseits fahren. Wenn die Gate geschlossen sind, dann lässt man sich am besten beim Durchhuschen unter der Absperrung nicht erwischen und gibt erstmal Gas. Die Skipatrol ist einem sonst Ruckzuck auf den Fersen und fackelt auch nicht lange, den Liftpass einzukassieren. Die besten, weil eben noch jungfräulichen, Runs hatten wir definitiv dadurch, dass wir die Absperrungen ignoriert haben. ;-) Aus unserer Sicht, sind die Japaner an der Stelle leider extrem übervorsichtig und haben wohl wenig Vertrauen, in die Kompetenz und in die Eigenverantwortlichkeit ihrer Gäste. 

Was grossartig ist, sind die täglichen Avalanche Reports, die das Gebiet selbst herausgibt. Im Vergleich zu einem LLB aus Tirol geht’s in Japan weniger um Zahlen und Hard facts, dafür mehr um Prosa und wirklich nett formulierte Tipps zur Tagesgestaltung à la „ better call it a day early and go to the onsen today. better conditions will come soon“….:-) Womit ich beim Thema „Onsen“ bin….die heissen Quellen, die einem nach einem eisigen Skitag gerade Recht kommen. 
Die Onsen gibt’s öffentlich oder wie in unserem Falle, im Hotel integriert. Duschen sind Fehlanzeige auf den Hotel-Zimmern, dafür geht man (bzw. Mann und Frau getrennt) , mit dem Hotel-Kimono bekleidet, in den Onsen, macht sich nackig, schrubbt sich penibelst ab, springt dann in bis zu 40 Grad heisses Wasser rein, macht sich ne Dose „Sapporo“ auf und sagt „call it a day“ ;-)

Essen! Vom Frühstück mal abgesehen, echt lecker und sau vielseitig. Auch ein Abenteuer hier und da. Abends waren wir immer in unterschiedlichen Restaurants….Sushi, Sashimi, Curries, Fleischgerichte oder Vegetarisch. Eigentlich für jeden was dabei. Zur Not, wenn die Karte nur auf japanisch ist, zeigt man einfach auf die Bilder. What you see is what you get. Wer glaubt bei „Irgendwas mit Chicken” kann man schon nix falsch machen, sei eines besseren belehrt. Mein „Chicken Gizzard“ hat sich dann als Hühnermagen in Scheibchen entpuppt….also vorher mal googeln wer nicht so auf Innereien steht. 

Zurück zum Hokkaido Powder. Von den 7 Tagen, hatten wir an 4 Tagen wirklich Traumbedinungen. D.h. mit Schneefall in der Nacht / am Morgen und dann mit Sonne und blauem Himmel im Tagesverlauf. Für Japan wirklich eine Besonderheit, denn sonst ist man dort eigentlich immer im white out bei Schneefall unterwegs. Die „anderen“ 3 Tage waren ok aber eben ohne Neuschnee… wir haben das Beste draus gemacht und versucht mit Fellen aufzusteigen , immer so zwischen 400-800 HM, um noch unverspurtes Gelände zu finden. Was auch meist gelang . Ein Highlight war sicherlich auch der Aufstieg (1500hm) zum Yotei, der Ausblick von oben und die Powderabfahrt bei blauem Himmel. 

Wir waren bestimmt nicht das letzte Mal in Japan….beim nächsten Trip würden wir definitiv versuchen, länger zu bleiben…und z.B: noch Tokio mitzunehmen oder ggf. weitere Gebiete auf der Hauptinsel Honshu anzusteuern. Diese Zeit hatten wir leider dieses Mal nicht. Und wir hatten auch nicht DEN „Jahrhundert“ Powder aus den youtube Clips (den gab’s in der letzten Woche eher in den Westalpen ;-))…aber wir hatten ne coole Zeit, geile Runs und viele Begegnungen der besonderen Art ;-)

Arigatou gazaimasou!
Henny & Claudia